Betriebsnachfolge im Handwerk
Inhaltsverzeichnis
- 1 Betriebsnachfolge im Handwerk
- 2 Gründe für die Betriebsnachfolge
- 3 Herausforderungen für die Nachfolgersuche im Handwerk
- 4 Kaufmännische Software erleichtert die Betriebsnachfolge
- 5 Sinnvolle Tools und Apps sind zum Beispiel:
- 6 Handwerksrechtliche Voraussetzungen für den Nachfolger im Handwerk
- 7 Rechtsfragen beim Kauf bzw. Verkauf eines Unternehmens
- 8 Vorbereitungen bei der Suche nach einem Nachfolger
- 9 Analyse der Ausgangssituation und Zielsetzung
- 10 Zeitrahmen
- 11 Information der Mitarbeiter
- 12 Finanzielle Planung, Bewertung des Unternehmens und Bestimmung des Verkaufspreises
- 13 Auswahl des Nachfolgers
- 14 Hilfreiche Stellen bei der Suche nach einer Nachfolge im Handwerk
- 15 Formen der Betriebsnachfolge
- 16 Nachfolgersuche innerhalb der Familie
- 17 Nachfolgesuche bei den Mitarbeitern
- 18 Nachfolge durch Externe
- 19 Verkauf eines Betriebs
- 20 Schenkung eines Betriebs
- 21 Verpachtung
- 22 Bestehende Verträge übergeben
- 23 Nachfolgeregelung bei der Handwerkskammer
- 24 Fazit zur Betriebsnachfolge im Handwerk
- 25 Weitere Artikel:
Zehntausende traditionsreiche Handwerksbetriebe stehen vor einem Generationswechsel. Die Organisation und Durchführung einer Betriebsnachfolge im Handwerk ist eine äußerst komplexe Aufgabe. Sie erfordert von Inhabern sorgfältige Überlegungen und eine strategische Planung, damit die Betriebsnachfolge eine Erfolgsgeschichte wird. Zudem kommt es mehr und mehr darauf an wie zukunftsfähig der Betrieb aufgestellt ist. Ein digitaler Betrieb lässt sich leichter übergeben als ein Betrieb mit veralteten Abläufen und Strukturen. In diesem Artikel beleuchten wir die wichtigen Faktoren für den Erfolg und stellen Ihnen bewährte Strategien für eine reibungslose Betriebsnachfolge vor.
Gründe für die Betriebsnachfolge
Die Gründe für den Wunsch nach einer Nachfolgeregelung sind so vielfältig wie die Handwerksbetriebe selbst. Zu den typischen Gründen für die Nachfolgesuche gehören:
- Erreichen der Altersgrenze
- Krankheit
- Geänderte familiäre Gegebenheiten
- Wunsch nach beruflicher Veränderung
- Finanzielle Überlegungen
Herausforderungen für die Nachfolgersuche im Handwerk
Bei der Nachfolgersuche sind Sie mit zahlreichen Herausforderungen konfrontiert. Der gesamte Auswahlprozess kann daher komplex und langwierig sein. Zu den Herausforderungen zählen:
Demografischer Wandel: Die Alterung der Gesellschaft führt dazu, dass viele erfahrene Handwerksmeister gleichzeitig das Rentenalter erreichen. Die jüngeren Jahrgänge sind nicht so geburtenstark, so dass ein Überangebot an Handwerksbetrieben auf eine tendenziell sinkende Nachfrage trifft. Insgesamt gibt es für Sie eine starke Konkurrenz um Nachfolger, die persönlich, fachlich und finanziell geeignet sind.
Fachkräftemangel: Die Akademisierung hat in den vergangenen Jahrzehnten dazu geführt, dass immer weniger junge Menschen einen handwerklichen Beruf erlernt haben. Der Stellenwert handwerklicher Berufe hat sich verändert. Dementsprechend sind qualifizierte Handwerker rar gesät, die für eine Betriebsnachfolge infrage kommen.
Veränderte Werte jüngerer Generationen: Darüber hinaus haben die Millennials und die Generation Z veränderte Werte und Erwartungen an die Berufswelt. Das betrifft beispielsweise die Work-Life-Balance, digitale Technologien und Nachhaltigkeit.
Digitalisierung als Herausforderung
Handwerksbetriebe müssen sich permanent den veränderten Rahmenbedingungen anpassen, um zukunftsfähig zu bleiben. Die Digitalisierung ist ein wichtiger Treiber, um Handwerksbetriebe fit für die Zukunft zu machen. Es gilt daher den Betrieb möglichst schon vor der Übergabe digital aufzustellen: Mit einer kaufmännischen Handwerkersoftware, Handwerker-Apps, Online-Marketingmaßnahmen wie einer modernen Website und Social Media Profile
Kaufmännische Software erleichtert die Betriebsnachfolge
In vielen Handwerksbetrieben hat die Digitalisierung schon Einzug gehalten. Mit der effizienteren Auftragsabwicklung sichern sich digitalisierte Handwerksbetriebe einen Wettbewerbsvorteil. Zugleich erhöht ein digitalisierter Geschäftsbetrieb die Chance, einen geeigneten Nachfolger der jüngeren Generation zu finden, für den Digitalisierung eine Voraussetzung ist. Eine speziell auf die Anforderungen des Handwerks ausgerichtete Software, sorgt nicht nur für strukturierte Abläufe, sondern auch für Transparenz, rechtssichere Dokumentation und eine digitale Abwicklung von Aufträgen.
Im Übergangsprozess haben Sie noch die Möglichkeit, Ihren Handwerksbetrieb zu digitalisieren und auch professionelle Handwerker-Apps zu implementieren. Diese sorgen für eine optimale Vernetzung von Büro und Baustelle und reduzieren den Arbeitsaufwand im Büro. So gestalten Sie Ihren Handwerksbetrieb für potenzielle Nachfolger noch attraktiver und dieser ist auch mit weniger Personal voll einsatzfähig.
Sinnvolle Tools und Apps sind zum Beispiel:
- Rechnungsprogramm
- Mobile Auftragsabwicklung
- Digitale Arbeitszeiterfassung
- Aufmaß-Apps
- Bautagebuch
- Lager-Apps
- Materialkalkulations-Tools
- Baustellen-Management-Apps
Um einen zukunftsfähigen Betrieb zu übergeben, sollte eine kaufmännische Software und Handwerker-Apps angeschafft werden.
Die Investition lohnt sich, denn der Betrieb hat es schon vor der Nachfolge einfacher notwenige Informationen dank digitaler Archivierung einfach einzusehen und spart viel Zeit bei der Abwicklung von Aufträgen. Davon profitiert auch der potentielle Nachfolger. Im folgenden gehen wir auf notwendige Voraussetzungen, die Vorbereitung und Umsetzung der Nachfolge ein. Auch hier stellt die kaufmännische Handwerkersoftware eine wichtige Hilfe dar.
Handwerksrechtliche Voraussetzungen für den Nachfolger im Handwerk
Für die Übernahme eines Handwerksbetriebs müssen auch einige handwerksrechtliche Voraussetzungen erfüllt werden.
Wie Sie wissen, gibt es einen Unterschied zwischen zulassungsfreien und zulassungspflichtigen Handwerken. Letztere müssen in die Handwerksrolle eingetragen werden. Das ist aber nur möglich, wenn der Inhaber eine erfolgreiche Meisterprüfung im zu betreibenden Handwerk absolviert hat.
Allerdings sind in der Handwerksordnung auch Ausnahmen geregelt:
- Erweiterung des Eintrags in die Handwerksrolle für anderes Gewerbe (§ 7a HwO)
- langjährige Ausübung des Handwerks als Geselle (§ 7b HwO)
- unzumutbare Belastung für die Ablegung einer Meisterprüfung (§ 8 HwO)
- Nachweis notwendiger Kenntnisse und Fertigkeiten für zulassungspflichtiges Handwerk (§ 8 HwO)
- Anerkannter ausländischer Berufsabschlusses (§ 9 HwO)
Es gehört zur Aufgabe des Inhabers, bei zulassungspflichtigen Handwerken die handwerksrechtlichen Voraussetzungen des potenziellen Nachfolgers zu überprüfen.
Rechtsfragen beim Kauf bzw. Verkauf eines Unternehmens
Beim Betriebsübergang in neue Hände sind von beiden Seiten eine Reihe von rechtlichen Fragestellungen zu klären. Dazu zählt vor allem die Bewertung des Handwerksbetriebs. Aber auch der Inhalt des Kaufvertrags, die Regelung von Haftungsfragen sowie die Übernahme von finanziellen Verpflichtungen erfordern in der Regel eine Beratung durch eine dritte Partei.
Vorbereitungen bei der Suche nach einem Nachfolger
Die Nachfolgersuche sollten Sie nicht dem Zufall überlassen, sondern systematisch vorbereiten. Denn so ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass Sie sich unter mehreren Interessenten, den am besten geeigneten Nachfolger auswählen können.
Analyse der Ausgangssituation und Zielsetzung
Damit potenzielle Interessenten einen detaillierten Einblick in den Handwerksbetrieb erhalten, müssen Altinhaber die Ausgangssituation analysieren. Zu den Schlüsselbereichen einer solchen Analyse gehören:
Leistungsportfolio: Übersicht über Dienstleistungen und Produkte des Handwerksbetriebs. Bewertung hinsichtlich Marktnachfrage und Wettbewerbsfähigkeit.
Aufgabenverteilung: Beschreibung der Aufgaben, Prozesse und Verantwortlichkeiten.
Inventar und Bestandsauflistung: von Maschinen, Fuhrpark, Geräten, Lagerkapazitäten, Werkzeug und Warenbestand
Organigramm: Grafische Darstellung der Verantwortlichkeiten und Hierarchie in größeren Handwerksbetrieben.
Finanzstatus: Übersicht über die finanzielle Lage mit Gewinn- und Verlustrechnungen und Bilanzen für mehrere Jahre.
Investitionen: Dokumentation und Bewertung vergangener und geplanter Investitionen.
Stärken- und Schwächenanalyse: Objektive Einschätzung der Stärken sowie Schwächen des Handwerksbetriebs mit Empfehlungen.
Marktlage: Beurteilung der Wettbewerber, der Branchentrends, des Kundenverhaltens und des Marktumfeldes, sodass Ableitung angepasster Strategie leichter fällt.
Unternehmensziele: Identifikation der kurz-, mittel- und langfristigen Ziele. Eine Bestandsaufnahme hilft dabei, ob Ziele an veränderte Rahmenbedingungen angepasst werden müssen.
Zeitrahmen
Es gibt einen Unterschied zwischen der geplanten und ungeplanten Betriebsnachfolge. Für Sie als Inhaber ist es immer empfehlenswert, sich langfristig auf einen Betriebsübergang vorzubereiten. Je nach individueller Situation ist eine Beschäftigung mit dieser Thematik ab dem 55. Lebensjahr sinnvoll. Dann haben Sie als Inhaber noch ausreichend Zeit für die Recherche von Informationen, die Prüfung von Alternativen, das Treffen von Entscheidungen und die konkrete Umsetzung. Mit Vorbereitungen, Verhandlungen und Umsetzung kann eine Betriebsübergabe im Handwerk mehrere Jahre dauern. Es ist ein strategisches Projekt mit höchster Priorität.
Information der Mitarbeiter
Damit sich die Mitarbeiter auf die neue Situation und den Nachfolger einstellen können, sollten Sie sie rechtzeitig informieren. Der Nachfolger übernimmt nach § 613a BGB alle Rechte sowie Pflichten für bestehende Arbeitsverhältnisse. Daher müssen Sie und der Nachfolger alle betroffenen Mitarbeiter in Textform über den Betriebsübergang informieren. Dabei müssen Sie beispielsweise den Grund und den Zeitpunkt des Betriebsübergangs sowie die rechtlichen und wirtschaftlichen Folgen für die Mitarbeiter angeben.
Finanzielle Planung, Bewertung des Unternehmens und Bestimmung des Verkaufspreises
Für eine langfristig erfolgreiche Betriebsnachfolge im Handwerk sind ein umfassender Einblick in die wirtschaftliche und finanzielle Situation die Grundlage für eine objektive Ermittlung des Unternehmenswertes. Daraus lassen sich ein fairer Verkaufspreis bzw. Pachtpreis oder faire Versorgungsleistungen ableiten.
Mit einer Handwerkersoftware schaffen Sie eine effiziente Datenverwaltung aller Prozesse, Projekte, Einnahmen und Ausgaben. So erhalten potenzielle Nachfolger eine detaillierte Übersicht der aktuellen und vergangenen Zahlen und können die Leistungsfähigkeit und Zukunftsfähigkeit Ihres Handwerksbetriebs viel besser bewerten.
Tipp: Mit der Handwerkersoftware Streit V.1 können Sie beispielsweise finanzielle Auswertungen sowie Statistiken ausgeben. Außerdem bietet sie ein digitales Archiv, sodass Interessenten leicht einen Überblick über handwerkliche Projekte und Aufträge in der Vergangenheit erhalten können.
Auswahl des Nachfolgers
Wie Sie selbst wissen, ist die Führung eines Handwerksbetriebs eine anspruchsvolle Aufgabe. Sie erfordert über mehrere Jahrzehnte mehr als nur als handwerkliches Können und unternehmerische Fähigkeiten. Erstellen Sie vorher einen Kriterienkatalog, um potenzielle Nachfolger zu bewerten. Orientieren Sie sich an folgenden Kriterien:
- Fachliche Qualifikation
- Branchenkenntnisse
- Unternehmerische Fähigkeiten
- Führungskompetenz
- Innovationsbereitschaft
- Kundenorientierung
- Finanzielle Kompetenz
- Netzwerk und Beziehungen
- Resilienz und Durchsetzungsvermögen
- Bereitschaft zur Weiterbildung
Letztendlich spielt auch immer das Bauchgefühl eine Rolle. Es sollte aber nicht das Fundament Ihrer Auswahlentscheidung darstellen.
Hilfreiche Stellen bei der Suche nach einer Nachfolge im Handwerk
Wenn Sie einen externen Nachfolger suchen, dann sollten Sie so viele Stellen wie möglich nutzen. Das erhöht die Chance, dass Sie unter mehreren geeigneten Kandidaten die beste Entscheidung treffen können.
- Betriebsbörse der zuständigen Handwerkskammer
- Bundesweite Betriebsbörse nexxt-change.org
- Innung
- Fachverbände
- Deutsche Handwerkszeitung
- Anzeigen in Fachzeitschriften
- Firmenmakler
- Geschäftspartner
- Handelsvertretungen
- Private Kontakte
Formen der Betriebsnachfolge
Sie können Ihren Handwerksbetrieb an verschiedene Personenkreise abgeben. Darüber hinaus unterscheidet sich auch die Art der Betriebsübergabe.
Nachfolgersuche innerhalb der Familie
Wenn Ihre Kinder oder andere Verwandte den Handwerksbetrieb weiterführen wollen, dann erscheint das oftmals als die beste Lösung. Aber solche Betriebsübergänge können auch konfliktreich verlaufen. Besonders dann, wenn unterschiedliche Vorstellungen über den Wert oder die zukünftige Entwicklung herrschen.
Nachfolgesuche bei den Mitarbeitern
Einen Handwerksbetrieb von Generation zu Genartion weiterzugeben, ist eine befriedigende Vorstellung. Aber dies stellt eher die Ausnahme als die Regel dar. Daher sind langjährige Mitarbeiter eine beliebte Alternative für die Betriebsnachfolge im Handwerk.
Nachfolge durch Externe
Wenn ein Mitarbeiter zum neuen Inhaber eines Handwerksbetriebs aufsteigt, dann besteht die Gefahr, dass er als Führungspersönlichkeit von der Belegschaft nicht akzeptiert wird. Außerdem kann es eine gewisse Betriebsblindheit geben, die die Weiterentwicklung des Handwerksbetriebs behindert.
Verkauf eines Betriebs
Bei einem externen Nachfolger ist der Verkauf des Handwerksbetriebs die typische Form einer Betriebsübergabe. So herrschen mit der Betriebsübergabe klare Besitzverhältnisse. Sie als Inhaber können sich den Verkaufspreis als Einmalzahlung oder Ratenzahlung auszahlen lassen.
Schenkung eines Betriebs
Die familieninternen Betriebsübergaben erfolgen häufig im Rahmen von Schenkungen. Wenn die Schenkung die Übergabe der wesentlichen Betriebsgrundlagen beinhaltet, dann gibt es keine zu versteuernden stillen Reserven.
Verpachtung
Mit einer Verpachtung kann ein Nachfolger die Führung Ihres Handwerksbetriebs übernehmen, ohne dass Sie sich vom Betriebsvermögen trennen müssen. So halten Sie sich noch alle weiteren Optionen offen, wenn Sie mit dem Nachfolger nicht zufrieden sein sollten.
Bestehende Verträge übergeben
Wenn bei einem Betriebsübergang ein Schuldnerwechsel erfolgt, dann müssen Sie die bestehenden Verträge an den Nachfolger übergeben. Das ist aber immer nur in Absprache mit der anderen Vertragspartei möglich. Zu solchen Verträgen gehören:
- Miet- und Pachtverträge für Büros, Werkstätten und Lager
- Lieferverträge mit Lieferanten
- Arbeitsverträge
- Kreditverträge
- Leasing- und Wartungsverträge
Nachfolgeregelung bei der Handwerkskammer
Wenn der Betriebsübergang vertraglich vereinbart wurde, dann haben Sie noch weitere Pflichten. Bei einem zulassungspflichtigen Handwerk müssen Sie Ihren Namen in der Handwerksrolle löschen. Stattdessen wird der Name des neuen Inhabers eingetragen. Wenn Sie Ausbildungsbetrieb sind, dann muss bei der Handwerkskammer auch eine Namensänderung erfolgen.
Außerdem ist eine notarielle Änderungsanzeige notwendig, wenn der Handwerksbetrieb im Handelsregister gelistet ist. Zusätzlich müssen Sie sich zum Beispiel bei der Innung, bei der Berufsgenossenschaft und beim Versorgungswerk offiziell abmelden. Auch weitere Behörden müssen Sie über den Betriebsübergang informieren.
Fazit zur Betriebsnachfolge im Handwerk
Die Betriebsnachfolge im Handwerk ist ein komplexer Prozess. Von der Entscheidung für einen Betriebsübergang bis zum Abschluss vergehen mehrere Jahre. Nutzen Sie diese Chance einer zukunftsorientierten Ausrichtung Ihres Handwerksbetriebs. So sichern Sie das langfristige Fortbestehen Ihres Lebenswerks.
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